Montag, 19. September 2011

Das Verlies

von Paul Hansolos, etwaige Spende bitte direkt an die Lebenshilfe e.V.

Abends schaute Achill aus dem kleinen Rund seines Erkerfensters in die untergehende Abendsonne und erschrak bei der Vorstellung, dass seine Kunigunde von nun an nicht mehr zu ihm zurückkehren durfte. Dies war der Moment, in welchem er sich entschied, ihr beizustehen. So oft hatte er bereits den Plan gefasst, doch die Umsetzung immer wieder verschoben. Nun sollte diese geschehen...

Der Wind heulte durch die dichten Baumkronen; in der Dunkelheit fürchtete sich Achill sehr. Doch umzukehren kam für Ihn nicht mehr in Frage. Er watete durch den feuchten Lehmboden und sah in der Ferne das schwache Leuchten der Burglichter. Obwohl er schon lange nicht mehr hier gewesen war, erinnerte er sich gut an den Weg. Zu sehr hatte sich dieser bei seinem letzten Versuch eingeprägt. Näher kommend registrierte er die zwei Wachposten am Eingang der Burgverlies. Wenn er doch nur etwas größer und erwachsender aussehen würde. Doch Achill war nicht nur 12 Jahre alt, sondern auch sah auch noch genau so aus. Hager und nicht besonders groß gewachsen, würde er die beiden Wachen sicher nicht durch seine bloße Anwesenheit verscheuchen. Achill blieb hinter einem kleinen Felsen versteckt und beobachete die Route der beiden Wachposten.

Kunigunde musste eine Entscheidung treffen. Zu lange hatte sich nun schon auf der Pritsche gelegen und an die Decke gestarrt. So konnte es nicht weitergehen. Es ging ihr ja gut...nur etwas langweilig war es. Aber sie bekam immer genug und warmes Essen und auch genug zu trinken. Doch die Enge des Kerkers wurde von Tag zu Tag beklemmender. Hatte sie sich zu sehr auch Achill verlassen? Würde er doch nicht kommen und sie befreien? Kunigunde wusste genau, dass er alles für sie tun würde, aber würde der Wille reichen oder müsste sie nun ewig in diesem engen Raum eingesperrt sein?

Was war das? Ein lautes Geräusch erschreckte nicht nur Achill sondern auch beide Wachposten. Irgendwo hinten in den gegenüberliegenden Wiesen musste sich etwas getan haben. Die Wachen liefen mit Fackeln bewaffnet Richtung Wiese. Dies war seine Chance! Achill schaute sich nochmal um und lief schnell Richtung Verlies. Er erreichte dieses und öffnete die Tür. Vor ihm lag ein langer, dunkler Gang und an dessen Ende eine schwere Tür aus Holz. Schnell schlich er in den Gang und tastete sich an den Wänden entlang. Achill stolperte durch die Dunkelheit bis er plötzlich die Tür vor seinen Händen spürte. Vorsichtig tastete er nach eine Riegel und entdeckte diesen. Mit einem lauten Knarzen öffnete sich die Tür und er stand Mitten im Verlies.

Kunigunde lauschte. Hatte sich nicht irgendwas im Gang bewegt? Sie hielt den Atem an und konzentrierte sich auf jedes Geräusch. Ja, da war was; oder war da jemand? Kunigunde ging zur Tür und lauschte mit fest an das Holz gepresstem Ohr. Ja da kam tatsächlich jemand den Gang entlang. Hatte Achill es tatsächlich zu ihr geschafft und würde er sie befreien? Sie spürte die Bewegung des Türriegels und presste sich an die Wand neben der Tür. Die Tür schwang auf...

Achills Augen waren vom plötzlichen Licht geblendet. Nur langsam konnte er diese öffnen und seine Augen gewöhnten sich an das Licht. Der Raum vor ihm war leer! Niemand schien in diesem Verlies gewesen zu sein. Aber warum waren dann die Wachposten draußen?! Achill starrte völlig verwirrt nach oben und senkte sich auf den Boden. Plötzlich fiel die schwere Holztür laut ins Schloss und Achill hörte noch den Riegel, welcher wieder vorgeschoben wurde.

Wie geht es weiter mit Kunigunde und Achill? Kommentiert und findet es heraus...

1 Kommentar:

  1. Vielleicht kann der Gastautor noch eine kleine Fortsetzung schreiben. Mir selbst würden viele verschiedene Enden einfallen!

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