Mittwoch, 30. März 2011

Pauli auf dem Reiterhof

Wie jeden Tag muss Pauli in der Hölle nach Schmuddelsteinen suchen.
Für diejenigen unter Euch, die Pauli den kleinen Teufel noch nicht kennen, werde ich es kurz erläutern.
Pauli ist der jüngste Sohn von Oberteufel Luzifer und seiner Frau, der wilden Hilde.
Jeden Tag wird Pauli von seinem Vater losgeschickt um in den tiefen weiten der Hölle nach Schmuddelsteinen zu suchen.
Nach menschlichem Verständnis handelt es sich bei den Schmuddelsteinen allerdings um Edelsteine.
In der Hölle ist aber alles andersherum als bei den Menschen auf der Erde.
Gut ist schlecht, böse ist lieb und Schmuddelstein ist Edelstein.
Pauli hat bei seinen vielzähligen Suchen in der Hölle eine Mine gefunden, wo die häßlichsten Schmuddelsteine überhaupt zu finden sind.
Von diesen steckt er sich abends eine handvoll in die Tasche und übergibt diese an seinen Vater.
Seit kurzem kennt Pauli einen geheimen Weg zu den Menschen, den er heute wieder nutzen will um sich die Langeweile zu vertreiben.
Er geht also über die lange Treppe und fährt mit dem Fahrstuhl bis zur Etage 0.
An der richtigen Etage angekommen verläßt Pauli den Fahrstuhl und befindet sich mitten auf einem Bürgersteig in der Menschenwelt.
Dreimal kurz geblinzelt und Pauli hat sich an die Helligkeit gewöhnt.
Woran er sich noch nicht gewöhnt hat ist seine komische Menschenkleidung und vor allem sein Schwänzchen, welches immer erst noch hinten aus der Hose schaut.
Schwänzchen kurz in der Hose verstaut und das Abenteuer kann beginnen.
Neugierig wie er ist spaziert er die Straße entlang und entdeckt ein Plakat von einem Sommerfest auf einem Reiterhof. 
Ihm gefällt das bunte Plakat und so macht er sich auf den Weg um zu erleben was ein Sommerfest ist.
Währenddessen gibt sich der dicke Heinzi auf dem Reiterhof von seiner besten Seite. 
Heinzi ist der Größte von den jugendlichen Reitern und das läßt er die kleineren Reiter auch spüren.
Der kleine Max muss für den Heinzi täglich die Pferdebox sauber machen.
Die Maria muss das Pferd von Heinzi pflegen und versorgen.
Und den anderen Kindern isst und trinkt der Heinzi alles mögliche weg. 
Zu allen Kindern ist er ungerecht, außer zu Britta, die ist nämlich nur ein Jahr jünger als Heinzi und sehr hübsch.
Immer wenn Sie den dicken Heinzi trifft, sagt sie: "Geh´ mir aus der Sonne, Du neureicher Fettklops!"
Das hört Heinzi nicht gerne, aber da er auch ein wenig in Britta verliebt ist, versucht er es zu überhören.
Gerade steht Heinzi vor seiner Box und meckert mit dem kleinen Max:"Mensch, Du kleiner Tölpel, kannst Du den Pferdemist nicht schneller zum Misthaufen bringen? Wie lange soll mein Pferd denn noch auf der Koppel stehen? Die Maria wartet schon sehnsüchtig darauf, dass sie mein Pferd versorgen kann!"
Gerade als Max mit der Mistgabel zum Misthaufen laufen will, stellt ihm Heinzi ein Bein und der kleine Junge landet mit dem Gesicht im Dreck.
Der schadenfrohe Heinzi, hält sich vor lauter Lachen den Bauch.
Während der kleine Max sich aufrappelt, schießen ihm Tränen ins Gesicht.
Innerlich kocht er vor Wut und schwört sich, dass er es dem dicken Heinzi eines Tages zeigen wird!
Die Kinder, die nicht mit den Pferden beschäftigt sind, amüsieren sich bereits auf dem Sommerfest.
Heute sind sowohl die Reiterkinder anwesend, als auch Besucherkinder, die sich für den Reiterhof interessieren.
Neben den ganzen Kindern sind natürlich auch die Eltern da, die vertreiben sich mit Kaffee und Kuchen ein wenig die Zeit. Später soll auch noch gegrillt werden!
Inzwischen hat auch Pauli sein Ziel erreicht und schaut sich erstmal auf dem Reiterhof um.
Da fällt ihm sofort der dicke Heinzi auf, wie er die anderen Kinder schikaniert. Pauli ist grundsätzlich ein Freund von bösen Taten, aber irgendwie gefällt ihm Heinzi nicht.
Während Heinzi so in seiner schicken, neuen und blütenreinen Reiterkleidung auf dem Hof herumstolziert, sammelt Pauli in einem kleinen Eimer Schweinemist aus dem naheliegenden Schweinestall. Diesen Eimer platziert er in der Nähe von Heinzis Pferdebox.
Dann nimmt er ein paar Papierhandtücher aus der Gästetoilette und füllt diese mit den Kötteln des Wachhunds.
Diesen „Papierknubbel“ legt Pauli direkt vor Heinzis Box.
Als Heinzi um die Ecke kommt um nach seiner Box zu sehen, macht sich Pauli unsichtbar und schießt einen kleinen Feuerblitz auf den Papierknubbel.
Das Papier brennt sofort lichterloh und Heinzi ruft um Hilfe und stürmt herbei um den Brand zu löschen. Er springt beidbeinig mit voller Wucht auf die Flammen, so dass die Hundeköttel nur so an seinen Beinen hochspritzen. Durch die Hilfeschreie angelockt, steht der kleine Max unmittelbar vor den Flammen zwischen Heinzis Beinen. Er schnappt sich den Wassereimer und kippt diesen direkt auf Heinzis weiße Hose und die schönen Stiefel.
Erst als der Inhalt des Eimers im direkten Anflug auf Heinzi ist, bemerkt Max, was er gemacht hat.
So steht Heinzi nun dar, von den Stiefeln bis zur Hose voller Schweinemist und Hundekacke.
Laut lachend rennt Max weg, um sich vor Heinzi in Sicherheit zu bringen. Gut das die Eltern heute auch auf dem Reiterhof sind und Max einen gewissen Schutz bieten können.
So dreckig und stinkig schämt sich Heinzi und möchte sich am liebsten in einem Mauseloch verstecken, da läuft ihm die schöne Britta über den Weg.
Heinzi ist vor lauter Scham nur noch gefühlte 20 cm groß inklusive Reitkappe, da beginnt Britta ein Gespräch mit ihm: „Na Du Neureicher Fettklops, musstest Du heute mal selbst ein wenig arbeiten? Übrigens, Du stinkst ja viel schlimmer als die Schweine im Schweinestall, Hahahhaha!“
Pauli war jedenfalls der Meinung, dass der dicke Junge sein Lektion gelernt hat.
Plötzlich, was war mit Pauli los? Als er die schöne Britta gesehen hat überkam ihn so ein komisches Gefühl. Fast so, als würde er mitten in heißen Kohlen kuscheln.
Pauli wollte Britta unbedingt ansprechen und kennenlernen! Er machte sich wieder sichtbar und folgte ihr.
Nachdem er sie eingeholt hat stupste er ihr auf die Schulter und sagte: „Hallo Schönheit, ich bin Pauli und möchte Dich kennenlernen!“
Britta erwiderte: „Hallo Pauli, ich weiß, dass ich schön bin und ich möchte Dich ganz bestimmt nicht kennenlernen!“
Uiii, was für eine Abfuhr. Die kuscheligen Kohlen um Pauli werden zu Eisklötzen!
„Na warte“, denkt er, „Du wirst mich jetzt mal so richtig kennenlernen!“
Pauli findet heraus, welches Pferd Britta gehört und sucht es auf der Weide auf.
Um nicht aufzufallen, macht er sich unsichtbar! Um das Vertrauen des Pferdes zu gewinnen, flüstert er dem Pferd nette Sachen ins Ohr.
Nach ein paar Sätzen kann Pauli auf das Pferd aufsteigen und mit ihm über die Wiese reiten.
Als Britta kommt um nach Ihrem Pferd zu sehen, stellt sie zu ihrem Erstaunen fest, dass Ihr Pferd auf der Koppel die tollsten Kunststücke vorführt.
Das Pferd springt nur auf den Hinterläufen über die Wiese. Dann macht es einen Handstand, anschließend reitet es seitwärts zum Zaun wo Britta steht.
Britta ist irritiert aber mächtig stolz auf ihr Pferd und beginnt mit dem Pferd zu sprechen: „Mensch Schillerlocke, Du hast ja wunderbare Kunststücke vorgeführt. Kannst Du die auch, wenn ich auf Deinem Rücken sitze?“
Plötzlich bekommt Britta eine Antwort, allerdings von Pauli: „Na klar Britta, ich kann sogar noch viel tollere Kunststücke, wenn Du auf meinem Rücken sitzt!“
Jetzt ist Britta völlig durcheinander! Schillerlocke kann sogar sprechen.
Britta fragt weiter: „Du Schillerlocke, geht es Dir gut als mein Pferd oder hast Du besondere Wünsche, die ich Dir erfüllen kann?“
Pauli antwortet: „Also das Futter, dass ich bekomme könnte eine Spur besser sein und außerdem könntest Du Dir ein wenig mehr Mühe für meine Pflege geben!“
Vor lauter Stolz über ihr Wunderpferd rennt sie zu ihrem Vater und berichtet, was passiert ist. Dieser hat nichts besseres zu tun, als mit dem Pferd anzugeben und beim Fernsehen anzurufen. Für das Fernsehen ist das Wunderpferd eine Wahnsinnsstory, so dass der Sender direkt ein Kamerateam zum Reiterhof schickt.
In der Zwischenzeit rennt Britta wieder zu ihrem Pferd zurück und unterhält sich weiter.
„Du Schillerlocke, gleich kommt ein Kamerateam um Dich für das Fernsehen zu filmen. Du wirst weltberühmt!“ brüllt Britta aufgeregt.
Pauli antwortet leise: „Berühmtsein gefällt mir, bekomme ich dann Extraportionen bestes Futter?“
„Natürlich, natürlich!“ antwortet Britta.
Da fährt auch schon der Transporter des  Kamerateams auf den Hof, alle Anwesenden sind ebenfalls aufgeregt, vielleicht werden sie auch für ein kleines Sekündchen gefilmt.
Obwohl alle stimmt nicht ganz, der dicke Heinzi könnte sich nichts Schlimmeres vorstellen, als dreckig im Fernsehen zu erscheinen.
In der ganzen Aufregung schleicht sich Pauli von der Koppel und wird wieder sichtbar.
Das Kamerateam interviewt nun Britta und ihre Eltern um anschließend Aufnahmen von dem Wunderpferd zu machen.
Die stolzen Besitzer führen das Kamerateam zur Koppel und führen das Pferd vor.
Als der Dreh beginnt steht Schillerlocke auf der Wiese und frisst Gras.
Britta wird gefilmt, wie sie zu ihrem Pferd spricht: „Hallo Schillerlocke, genug Gras gefressen, Du bekommst doch jetzt immer das allerbeste Futter. Los schau doch mal, das angekündigte Kamerateam ist da. Los sprich mit mir und hör endlich auf das Gras zu fressen!“
Schillerlocke hat überhaupt keine Ahnung, was die junge Reiterin von ihm möchte und frisst weiter.
Bevor das Mädchen verzweifelt mischt sich der Vater ein und geht auf die Koppel um mit Schillerlocke zu sprechen: „Los, Du Gaul, sprich mit uns oder zeig wenigstens Deine Kunststücke!“ Nachdem sich das Pferd nicht ein Stückchen bewegt, platzt dem Vater der Kragen, er zieht dem Pferd von hinten am Schweif um eine Bewegung aus dem Tier herauszuholen.
Die folgende Bewegung hat er sich wahrscheinlich weder gewünscht noch vorgestellt, denn Schillerlocke holt mit beiden Hinterbeinen aus und schießt den Vater in hohem Bogen über die Koppel.
„Wenigstens haben wir das schon mal im Kasten“ meint der Kameramann.
Der Reporter des Fernsehteams geht zu Britta und versucht die Situation aufzuklären: „Sag mal Mädchen, Dein Vater hat uns am Telefon an der Nase herumgeführt, oder? So von wegen zauberhafte Kunststücke eines sprechenden Pferdes. Hätte er doch sagen können, dass er ein paar Bilder vom Sommerfest im Fernsehen sehen will!“
„Aber das Pferd kann wirklich sprechen und tolle Kunststücke!“ versucht Britta dem Reporter zu erklären.
Dieser will davon aber nichts mehr hören, er gibt seinem Kameramann die Aufgabe noch ein paar Aufnahmen von dem Sommerfest zu machen, bevor die Sachen eingepackt werden und man wieder zurück zum Sender fährt.
Pauli ist aufgefallen, dass der dicke Heinzi sich versteckt hat. Er macht sich unsichtbar und spricht mit ihm: „Hallo dicker Junge, warum quälst Du die kleinen Kinder hier auf dem Hof? Kannst Du Dich nicht mit Gleichstarken anlegen?“
Heinzi blickt sich um und sieht niemanden, darauf fragt er: „Wer bist Du? Wo hast Du Dich versteckt? Komm raus, dann werde ich es Dir schon zeigen!“
Pauli hat aber kein Interesse sich sichtbar zu machen und antwortet: „Ich bin ein unsichtbarer Teufel, der es nicht leiden kann, wenn große dicke Jungs die kleineren Kinder ärgern!“
Jetzt bekommt es Heinzi mit der Angst zu tun und er rennt schnell über den Reiterhof. Pauli ist allerdings etwas schneller und bringt den dicken Heinzi mit seinem Schwänzchen zum stolpern, so dass Heinz mit dem Gesicht voran im Misthaufen landet.
Wie der Zufall es will, hat der Kameramann seine Kamera genau in diesem Moment auf diesen Teil des gehalten, so dass der gesamte Sturz im Kasten ist. Während Heinzi aus dem Misthaufen krabbelt macht der Kameramann davon eine Großaufnahme.
Alle unterdrückten Kinder bemühen sich nicht loszulachen, aber als Pauli loslacht, müssen alle anderen Kinder mitmachen. 
„Wenigstens haben wir zwei witzige Szenen für die Berichterstattung über das Sommerfest auf dem Reiterhof. Los Sachen einpacken, wir fahren zum Sender! ruft der Reporter seinem Kameramann zu.
Der Vater des dicken Heinzi, ebenfalls ein ganz schön dicker Mann geht auf den lachenden Pauli los und fragt: „Was gibt es da zu lachen? Mein armer kleiner Junge! Hast Du ihm etwa ein Bein gestellt, damit er in den Misthaufen kracht?“
Pauli antwortet: „Nein, das würde ich doch niemals tun! Ich bin doch ein lieber Junge!“
„Willst Du mich veräppeln? fragt der erboste Vater aufgeregt.
„Aber nein, auch das würde ich niemals tun, ich bin doch ein lieber Junge!“ antwortet Pauli.
„Jetzt reicht es mir, wo sind Deine Eltern oder bist Du eines von diesen hergelaufenen Besucherkindern, die ohne Eltern hier sind?“ fragt Heinzis Papa wütend.
„Meine Eltern sind da, wo sie lieber nicht hinwollen und es ist auch besser, wenn sie nicht erfahren, dass ich hier war.“ Antwortet Pauli.
„Dachte ich es mir doch, wie heißt Du? Ich rufe Deine Eltern an, dann können sie Dich abholen!“ sagte der vor Wut kochende Vater.
„Also, bevor ich Ihnen antworten kann, muss ich mal ganz dringend auf die Toilette, vorher sage ich überhaupt nichts mehr!“ entgegnet Pauli.
Der wütende Mann ist auch kein Unmensch und lässt Pauli um die Ecke gehen, damit er auf die Toilette gehen kann.
Diese Gelegenheit nutzt unser kleiner Teufel um sich unsichtbar zu machen und vom Reiterhof zu verschwinden.
Da es schon sehr spät geworden ist, rennt Pauli schnell zu dem Haus, in dem sich der besondere Fahrstuhl befindet. Er fährt zur Etage „Minus 35“ und schleicht die lange Treppe zur Hölle hinunter. Er muss höllisch aufpassen, dass er von niemandem gesehen wird.
Unten angekommen geht er zu seiner Mine, macht ein Körbchen voll mit Schmuddelsteinen und geht zur Wohnhölle seiner Eltern.
Die wilde Hilde, deckt schon den Tisch und wundert sich, dass ihr Pauli heute so spät kommt. Die üblen Leckereien schmecken allen am Tisch abscheulich, so dass alle grunzend das Abendessen verschliengen.
Nach dem Essen übergibt Pauli seinem Vater die Schmuddelsteine und macht sich fertig für die Nachtruhe.  Nachdem er sich die Zähne geputzt hat, kommt sein Vater um sich für die fleißige Leistung seines Sohnes zu bedanken: "Gute Nacht - aähh schlechte Nacht, mein lieber - aähh böser Sohn. Du hast mir wieder viele von den hübschen - aähh hässlichen Edelsteinen - aähh Schmuddelsteinen gebracht. Dafür habe ich in Dein Bett heute eine extra heiße Portion Kohlen gefüllt, damit Du gut - aähh schlecht schlafen kannst!"
Pauli liegt nun im Bett und denkt noch ein wenig über den vergangenen Tag nach. Vielmehr denkt er aber daran, ob der dicke Heinzi jetzt netter zu den anderen Kindern ist. Schließlich steht man als Fernsehstar in der Öffentlichkeit. Während er an den dicken Jungen denkt und er sich in die glühenden Kohlen kuschelt, fallen ihm die Augen zu und er versinkt in einen tiefen Schlaf.