Dienstag, 22. März 2011

Sophie im Supermarkt

In den Wolken sind die Schultage anders als bei uns Menschen. Sophie hat nämlich nur zwei Mal in der Woche Unterricht und an fünf Tagen frei.
Wobei frei ein wenig übertrieben ist, sie muss nämlich häufig ihren Eltern bei den unmöglichsten Sachen helfen, zum Beispiel beim Haustiere füttern.
Wie man sich vorstellen kann, leben bei den Engeln nicht so viele Haustiere, lediglich ein paar Vögel.
Die wohnen in einem Wolkenkäfig und werden mit Obst gefüttert, manchmal dürfen die Vögel aber auch ausfliegen um sich selbst Nahrung zu besorgen.
Heute ist so ein Tag, Sophie läßt den Vogel Harald ausfliegen und muss nun in der heimischen Wolke warten, bis der Vogel zurückkommt.
In der Zwischenzeit ordnet sie ihre Schulsachen und legt sich anschließend ein wenig auf Ihre Schlafwolke um ein wenig zu träumen.
Als sie so die Gedanken baumeln läßt, muss sie ständig an ihren Ausflug zu den Menschen denken, was sie bisher dort erlebt hat und was man bestimmt noch erleben kann.
So springt sie plötzlich auf und ruft wie verrückt den Vogel: "Harald, piep piep piep, komm her!"
Nach einer Vielzahl von Rufen und einer gefühlten Ewigkeit taucht der Vogel auf und setzt sich zufrieden in seinen Käfig.
Sophies Vater arbeitet noch bis zur Dämmerung in der Obstfabrik und die Mutter trifft sich heute mit Ihren Freundinnen.
Unser kleiner Engel fasst also den Entschluss erneut zu den Menschen auf-, bzw. herab zu brechen.
Aus der Wolke geschlichen macht sie sich unsichtbar um nicht von den Flugzeugwarn-Engeln gesehen zu werden.
Flugzeugwarn-Engel ist auch ein spannender Beruf.
Wenn die Flugzeuge auf eine Wolke zufliegen, werden alle Engel gewarnt, damit sie sich unsichtbar machen.
Inzwischen ist Sophie mit affenartiger Geschwindkeit auf der Erde gelandet.
Neugierig wie sie ist, schlendert sie durch die Straßen von Engelsdorf, einem Ort, den sie aufgrund des Namens für den Richtigen hält.
Heute möchte sie mehr erleben!
Sie sieht lachende Kinder, die aus einem Haus kommen und spricht sie an: "Hallo Ihr, warum freut Ihr Euch so?"
Die Kinder strahlen Sophie an und ein Mädchen antwortet: "Wir waren gerade im Supermarkt und haben uns leckere Bonbons geholt!"
Sophie ist leicht irritiert und fragt das Mädchen, was den Bonbons seien.
Das Mädchen fragt: "Willst Du uns veräppeln? Jedes Kind kennt doch Bonbons oder kommst Du etwa vom Mond?"
Sophie lacht und antwortet:"Nein, ganz so weit war mein Weg nun auch wieder nicht, aber die Richtung ist schon nicht schlecht! Dann werde ich auch mal in das Supermarkt-Dings gehen und mir Bonbons holen."
Sie geht zu dem Haus und betritt den Laden. Innen ist alles sehr schön beleuchtet und es befinden sich Regale mit unzähligen Tüte, Dosen und Flaschen in dem Geschäft.
Sophie denkt nach: "Wo können den nur die Bonbons sein, die die Kinder so glücklich gemacht haben?"
Sie spaziert durch die Gänge und liest die Etiketten: Brot, Wein, Wurst, Hühnersuppe, Shampoo, Hundekuchen und noch vieles mehr, aber beim besten Willen keine Bonbons.
Sie beobachtet, wie die Erwachsenen verschiedene Sachen in komische Fahrzeuge stellen. 
Vielleicht sind die Bonbons versteckt und sie muss hinter den Waren nachschauen.
Sophie besorgt sich auch ein komisches Fahrzeug und nimmt aus jedem Regal etwas heraus in der Hoffnung die fröhlich machenden Bonbons zu finden.
Inzwischen ist das gesamte Fahrzeug komplett voll und sie hat erst den ersten Gang geschafft.
Also stellt sie das Fahrzeug zur Seite und besorgt sich ein Neues für den zweiten Gang.
Als sie das zweite Fahrzeug auch fast komplett gefüllt hat, spricht eine junge Frau sie an: "Hallo Kleines, was machst Du hier?"
Sophie antwortet: "Ich bin die Sophie und suche Bonbons. Was machst Du hier?"
Die junge Frau:"Also ich bin Frau Raschke, die stellvertretende Marktleiterin und ich arbeite hier! Für Dich bin ich nicht Du, sondern Frau Raschke! Bist Du alleine hier?"
Sophie freut sich, dass sie jemanden kennenlernt, der auf der Erde arbeitet und sagt freudestrahlend: "Ich freue mich, Frau Raschke, dass ich mal jemanden kennenlerne, der hier arbeitet und ja, ich bin alleine hier!"
Die stellvertretende Marktleiterin ist ganz irritiert und entgegnet:"Ganz schön unverschämt, wir sind hier im Geschäft alle sehr fleißig. Wenn Du alleine bist, wie willst Du denn die beiden gefüllten Einkaufswagen nach Hause bekommen? Wo sind denn Deine Eltern?"
Sophie antwortet ganz brav: "Was sind denn gefüllte Einkaufswagen? Ich darf nichts mit nach Hause bringen, dann erfahren meine Eltern doch, dass ich fortgegangen bin."
Inzwischen ist Frau Raschke leicht erzürnt:" Willst Du etwa sagen, Du bist von zu Hause fortgeschlichen und hast nicht das geringste Interesse die Waren aus den Einkaufswagen zu kaufen?"
Sophie:"Ganz genau, ich bin von zu Hause fortgeschlichen und wenn Du Frau Raschke mit Einkaufswagen diese komischen Fahrzeuge meinst, dann hast Du recht!"
"Das reicht! Das funkioniert so nicht. Erst zwei Einkaufswagen voll packen und dann verschwinden! Ich rufe meinen Chef, Herrn Krause!"
Wutentbrannt schnappt sich Frau Raschke das Telefon und macht folgende Supermarktdurchsage: "Herr Krause bitte unbedingt in den Gang mit den Tütensuppen, wir haben hier ein kleines Problem!"
Nach dieser Durchsage tummeln sich alle Supermarktbesucher im Gang mit den Tütensuppen um einen Blick zu riskieren, was wohl das kleine Problem sein könnte. Als sie nur ein kleines Mädchen sehen kaufen sie weiter gelangweilt ein.
Herr Krause betritt den Gang und guckt Frau Raschke wegen der unglücklichen Durchsage mit ernstem Blick an!
Dann fragt er genervt: "Frau Raschke, was ist denn hier los!"
Da allein das Auftreten des Marktleiters die Supermarktbesucher wieder neugierig macht, beschließt Herr Krause das Gespräch in seinem Büro fortzusetzen.
Auf dem Weg dorthin schildert Frau Raschke das bisher erlebte und verabschiedet sich wieder Richtung Verkaufsraum.
Jetzt ist die kleine Sophie alleine mit dem Supermarktleiter Herr Krause. Dieser stellt sie direkt zur Rede: "Kleines Fräulein, was hast Du Dir dabei gedacht, die Einkaufswagen voll zu packen und den Inhalt nicht mitnehmen zu wollen?"
"Also", beginnt Sophie, "ich wollte Bonbons haben, da Bonbons die Kinder glücklich gemacht haben. Da ich keine Bonbons gefunden habe, habe ich vermutet, diese befinden sich hinter den anderen Sachen, also habe ich die anderen Sachen genommen und wie die anderen Leute im Supermarkt in diese komischen Fahrzeuge gepackt. Sie werden es nicht glauben, ich habe trotzdem keine Bonbons gefunden!"
"Und wie ich das glauben werde, wir sind doch kein Spielplatz für lustige Versteckspielchen! Das wird Konsequenzen haben! Wo sind Deine Eltern?" schimpft Herr Krause.
"Meine Eltern sind im Himmel!" antwortet Sophie.

„Im Himmel, sind Deine Eltern gestorben? Bist Du etwa ein Waisenmädchen? Wohnst Du in einem Kinderheim?“, fragt Herr Raschke. 

„Meinen Eltern geht es gut, die wohnen schon immer im Himmel. Ich wohne normalerweise auch im Himmel und nicht in einem Kinderheim“, antwortete Sophie.

Jetzt ist auch Herr Raschke verwirrt und verlässt sein Büro, schließt die Türe hinter sich zu, um Hilfe für diese verzwickte Situation zu finden.

Hilfe verspricht er sich von der Polizei, also wählt er die 110.

„Polizei-Notruf, Wachtmeister Piff am Apparat, was kann ich für Sie tun?“

Herr Raschke, berichtet dem Polizisten von Sophie und legt dem Beamten nahe, dass es Sinn macht die Kleine im Supermarkt abzuholen und in ein Kinderheim zu bringen.

Wachtmeister Piff schnappt sich seinen Kollegen Paff und die beiden machen sich auf in Richtung Supermarkt.

Nach kurzer Zeit treffen die Beiden ein und lassen sich von Herrn Raschke die Situation noch mal kurz schildern, anschließend machen sich alle gemeinsam auf den Weg zum Büro des Marktleiters.

Herr Raschke dreht den Schlüssel im Schloss und alle treten gemeinsam ein!

Doch das Büro ist leer, das Fenster ist sperrangelweit geöffnet.

Ist das kleine Mädchen aus dem Fenster geklettert?

Nachdem die erste Verwunderung verblichen ist, stellen die Polizisten Piff und Paff den Marktleiter zur Rede. Schließlich handelt es sich um eine Notrufnummer, welche nicht für irgendwelche Späße zur Verfügung steht.

Auf dem Weg zum Polizeiauto meint Polizist Piff zu Polizist Paff: „Ich glaube, die schnappen langsam alle über! Schon wieder so eine Geschichte von so einem kleinen Waisenmädchen. Die wollen uns wohl auf den Arm nehmen!“

Herr Raschke wirft noch mal einen Blick in den Supermarkt um nach den gefüllten Einkaufswagen zu schauen, die sind aber schon nicht mehr da. Hat er sich die Geschichte nur eingebildet?

Inzwischen ist Sophie wieder auf dem Weg nach Hause in den Himmel, ganz leise schleicht sie sich von hinten an die elterliche Wolke ran. Sie will schließlich nicht  erwischt werden.

Im Himmel ist es nämlich schon spät geworden und  das gemeinsame Abendessen steht auf dem Programm. Die Eltern und Sophie sitzen am Tisch und essen genüsslich das Abendgemüse und trinken leckeren Fruchtsaft.

So wie es im Himmel üblich ist.

Anschließend putzt sich Sophie die Zähne, wäscht sich gründlich und zieht ein Nachthemd an.

Die Eltern bringen die kleine Abenteurerin ins Bett, bzw. in die Schlafwolke und Sophie kuschelt sich ein und schläft.

Schließlich muss sie ausgeschlafen sein, morgen ist wieder ein anstrengender Tag!