Donnerstag, 10. März 2011

Pauli entdeckt die Welt

Jeden Tag das gleiche - Pauli hat von seinem Vater Luzifer mal wieder die Aufgabe bekommen in der Hölle nach Edelsteinen zu suchen. Die Aufforderung dazu klingt ungefähr so: "Pauli, mein Sohn, gehe hin und suche in den Gängen der Hölle nach diesen hässlichen Schmuddelsteinen!"
Pauli nickt und antwortet: "Wird gemacht!"
Daraufhin bedankt sich Luzifer in etwa so: "Das hört sich gut - aähh schlecht an mein lieber - aähh böser Sohn!"
In der Hölle ist es nämlich anders herum. Grundsätzlich ist alles Schlechte gut und alles Gute schlecht. Manchmal kommt Luzifer damit allerdings durcheinander - vielleicht ist er einfach zu oft in der Menschenwelt.

Vor einiger Zeit hat Pauli eine Mine entdeckt, in der die tollsten und schönsten Edelsteine, bzw. die hässlichsten und scheusslichsten Schmuddelsteine, zu finden sind. So kann er sich den ganzen Tag ausruhen und seinem Vater trotzdem eine Handvoll Steine übergeben.

Dieses tägliche Nichtstun langweilt unseren kleinen Teufel allerdings so sehr, dass er nach Abenteuern ausschau hält. Eines Tages beobachtet er seinen Vater, wie dieser eine lange Treppe hinauf steigt, auf einer Zwischenempore angekommt, in einen Fahrstuhl steigt und verschwindet.
Pauli sieht am Fahrstuhl, wie die Anzeige rasant von -35 auf 0 ansteigt.

Wo ist Papa bloß, was macht er da oben? 

Jetzt ist Pauli neugierig geworden, heimlich steigt er auch in diesen Fahrstuhl und drückt auf die Taste "0"!
Nach kurzer Fahrt öffnet sich die Türe und Pauli erschrickt zunächst, da um ihn herum alles fürchterlich hell ist. Er steigt aus dem Fahrstuhl aus und steht mitten auf einer Straße. Als er an sich herunterschaut muss er feststellen, dass er garnicht mehr wie ein Teufel aussieht, sondern ganz komische Anziehsachen trägt.
Lediglich sein Schwanz schaut aus der Hose hervor.
Er spaziert ein wenig durch die Straßen und sieht andere Leute. Das müssen die Menschen sein, von denen sein Vater immer die schrecklichsten Geschichten erzählt.
Pauli schaut nochmal an sich runter und erkennt, dass die komischen Anziehsachen genau so ausschauen, wie die Sachen der Menschen. Eine echt gute Tarnung, nur haben die Menschen scheinbar keine Schwänze, so dass Pauli seinen Schwanz in der Hose verstecken muss.
Mehr zufällig als gewollt entdeckt Pauli, das er oben bei den Menschen ganz besondere Fähigkeiten hat, so kann er sich unsichtbar machen - zumindest fast, denn sein Schwanz bleibt weiterhin zu sehen. Weiterhin kann er aus seinen Händen kleine Blitze schiessen und Feuer entfachen.

Aber was macht ein gelangweilter Teufel unter den Menschen?

Er versucht sich die Langeweile mit kleinen Späßen und Scherzen zu vertreiben.

An einer Straßenecke ist ein Geschäft für Tierbedarf, hier geht Pauli hinein und schaut sich um, was er so anstellen könnte. In dem Laden gibt es kleine Haustiere, wie Hamster, Hasen, Mäuse, Ratten, verschiedene Vögel und eine Vielzahl an Aquarienfischen.
Zusätzlich gibt es eine Abteilung mit ganz tollen Tieren, wie Spinnen, Schlangen und Echsen.
Die findet Pauli am Besten!
Neben den lebendigen Tieren gibt es jede Menge Futter und verschiedene Ausstattungen für Tiere.
Als Pauli so durch die Regale blickt, kommt ihm eine Idee! Er könnte doch einfach für Durcheinander sorgen. Er macht sich auf den Weg zum Katzenstreu und läßt durch ein kleines Loch Wasser aus den Aquarien hineinlaufen, dann geht er zu den Mäusen und setzt eine Schlange in den Käfig. Da die Schlange bereits gefüttert wurde, liegt Sie nur träge im Käfig und die Mäuse laufen über sie drüber. Weil es so viel Spaß macht, vertauscht Pauli die Hunde- und Katzenleckerchen.
Dann geht er zu den Vögeln und macht sich unsichtbar. Immer wenn ein Kunde am Vogelkäfig vorbeikommt, dann beschimpft er diesen. 

Plötzlich greift eine Hand Paulis Schulter und ein Verkäufer stellt ihn zur Rede:"Hey, Junge! Was machst Du da? Hast Du den ganzen Blödsinn hier verzapft?"
Pauli: "Welchen Blödsinn? Ich bin doch ganz lieb!"
Verkäufer:"Na zum Beispiel die Schlange im Mäusekäfig oder die Bewässerung des Katzenstreus! Vorhin kam eine Kundin in den Laden, die behauptet, dass ihre Katze bellt, seit sie die Leckerchen von uns gefressen hat. Na was sagst Du nun?"
Pauli: "Also, ich kann mich nur wiederholen, ich war immer lieb. Ich bin ein ganz lieber Junge!"
Verkäufer:"Jetzt reichts. Du lügst doch, dass sich die Balken biegen! Komm mal mit in mein Büro!"
Pauli: "Ich komme gerne mit in Dein Büro, aber ich kann nur wiederholen, ich war immer lieb. Ich bin ein ganz lieber Junge!"
Der Verkäufer nimmt den Jungen schließlich mit und stellt weitere Fragen um die Wahrheit herauszubekommen. Dann wird es Pauli zu bunt, er sagt dem Verkäufer, dass er jetzt überhaupt nichts mehr sagt, weil er dringend auf die Toilette muss.
Jetzt ist der Verkäufer kein Unmensch und läßt den Teufel gehen. Als der Kleine nach 10 Minuten noch nicht vom WC zurück ist, schaut der Verkäufer nach.
Als er die Toilette betritt muss er feststellen, dass niemand mehr dort ist. Wo kann der kleine Junge nur sein?

Draußen auf der Straße wedelt ein Schwanz in der Luft und macht sich auf den Weg in Richtung Fahrstuhl. Pauli betritt den Fahrstuhl und nimmt umgehend seine Teufelsgestalt wieder an und fährt wieder runter in die 35 Ebene. Unten steigt er aus dem Fahrstuhl und schleicht die lange Treppe hinunter. Dann geht es geduckt zu seiner Edelsteinquelle und nimmt einen Beutel voll für seinen Vater mit.

Da es schon spät geworden ist, geht Pauli schleunigst durch die Gänge nach Hause um das Abendessen nicht zu verpassen. Seine Mutter Hilde, die wilde Hilde, hat wieder eklige Leckereien gekocht, die allen am gedeckten Tisch fürchterlich schmecken. Nach dem Essen übergibt Pauli seinem Vater die Schmuddelsteine und macht sich fertig für die Nachtruhe.  Nachdem er sich die Zähne geputzt hat, kommt sein Vater um sich für die fleißige Leistung seines Sohnes zu bedanken: "Gute Nacht - aähh schlechte Nacht, mein lieber - aähh böser Sohn. Du hast mir wieder viele von den hübschen - aähh hässlichen Edelsteinen - aähh Schmuddelsteinen gebracht. Dafür habe ich in Dein Bett eine extra heiße Portion Kohlen gefüllt, damit Du gut - aähh schlecht schlafen kannst!"

Pauli liegt nun im Bett und denkt noch ein wenig über den vergangenen Tag nach. Vielmehr denkt er aber daran, welche Abenteuer er in der Menschenwelt noch erleben könnte. Während er so nachdenkt fallen ihm die Augen zu und er versinkt in einen tiefen Schlaf.